Grübelst du noch, oder machst du schon?

Warum wir einfach loslegen sollten.


Es war so einfach als Kind. Wenn man etwas wollte, hat man einfach losgelegt. Als Achtjährige habe ich eines Tages beschlossen, Bibliothekarin zu werden. Kurzerhand habe ich einfach angefangen, meine Bücher zu kategorisieren . Das Ganze hat 2 Stunden gedauert und schon hatte ich meine eigene Bibliothek – nach und nach habe ich all meine Bücher erfasst (konnte meine Schwester erfolgreich als Helfer akquirieren) und mir ein Ausleihsystem ausgedacht. Vermutlich habe ich in Summe max. 10 Bücher auch tatsächlich ausgeliehen und meine Kundschaft war überschaubar, aber das war mir egal, ich hatte mein persönliches Projekt verwirklicht.

Im Laufe der Zeit und mit der Konfrontation des Ernst des Lebens hat sich ein kleines pessimistisches Männchen auf meiner Schulter eingerichtet, das mir ständig Glaubenssätze wie „Das schaffst du eh nicht“, „Das ist eine Nummer zu groß für dich“ und „Du wirst scheitern und machst dich lächerlich.“ einflüstert. Ich nenne es einfach mal Mr. Ernst. Seitdem begleitet mich Mr. Ernst und es kann richtig anstrengend sein, ihn zu ignorieren.

Ich liebe diese Energie, die in dem Moment entsteht, in dem man eine tolle Idee hat –  ein Projekt, das man verwirklichen will. Diesen Impuls und aufsteigende Dynamik habe ich auch als Erwachsene immer noch. Aber nach einer kurzen Anfangseuphorie meldet sich schon Mr. Ernst zu Wort.
Er kann übrigens ein richtiger Spielverderber sein.

Ich glaube, jeder von uns hat diesem Mr. Ernst auf der Schulter sitzen. Vor lauter Was-Wäre-Wenn Grübeleien verpassen wir doch tatsächlich diese Anfangsdynamik, die uns den notwendigen Drive gibt, ein Projekt zu starten. Vor lauter Gedankenkreisen im Kopf und der Angst vor dem Scheitern oder dem Anlegen eines 100-Seiten umfassenden Was-wäre-Wenn-Plans fangen wir gar nicht erst an.

Dabei wäre es so einfach. In der Zeit, die wir mit Grübeln verschwenden, hätten wir schon längst mit unserem Projekt loslegen und feststellen können, ob unsere Idee tatsächlich funktioniert oder wohin uns die Reise führt.

Wir haben also zwei Optionen.

loslegen statt grübeln
Unsere Optionen

Bei Option A können wir nur gewinnen – entweder weil wir die Idee weiterverfolgen oder weil wir die Idee aufgeben und wertvolle Erfahrungen sammeln.
Bei Option B können wir nur verlieren. Sei es nur die Zeit, die wir mit Grübeln verschwenden oder die schlechte Laune, die dabei entsteht.

Das was ich als Achtjährige intuitiv gemacht habe, würde man heute in der digitalen Welt als Rapid Prototyping bezeichnen. Ich hatte eine Idee und habe mit einfachen Mitteln losgelegt. Dadurch hatte ich schnell einen Prototyp (ein paar kategorisierte Bücher) , den ich an echten Kunden verproben konnte und mit der Zeit verfeinern habe (Ausleihsystem mit Karteikarten).  Ich habe wenig Zeit investiert und wertvolle Erfahrungen gewonnen. Auch wenn ich wenige Zeit später lieber Tierärztin werden wollte und einen Stofftier-Operationstisch gebaut habe, so hatte ich dennoch nichts verloren und dabei sogar noch Spaß.

Das Prinzip des schnellen Prototypings ist noch viele Blogeinträge wert (die auch kommen werden). Nicht nur bei der Einführung neuer digitaler Produkte sondern auch bei privaten Projekten hilft uns diese Methode, unsere Ideen zu verwirklichen. Dass am Ende dabei etwas ganz Anderes herauskommen kann, macht das Ganze umso spannender.

Genauso machen wir es mit diesem Blog. Wir starten einfach. Mit wenig Inhalt und nicht perfekt ausgetüfteltem Design. Ob uns jemand lesen wird? Wohin die Reise geht? Welche Schwerpunkte wir setzen werden? Keine Ahnung, aber das macht es ja gerade so reizvoll. Wir legen auf jeden Fall los, ohne auf Mr. Ernst zu hören!

Hier noch eine Strategie, wie man Mr. Ernst auf lautlos stellen kann:

Mr. Ernst stummschalten
Mr. Ernst stummschalten

Tatsächlich habe ich vor ein paar Wochen den letzten Rückläufer meiner Bibliothek bekommen, welcher auf einem Dachboden in einer alten Kinderkiste gefunden wurde. Ich fasse das als nette Botschaft von meinem achtjährigen Ich aus der Vergangenheit auf.

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Kleiner Warnhinweis zum Schluss: Natürlich sollte man bei existenzverändernde Ideen nicht einem spontanen Impuls folgen (ich verkaufe morgen mein Haus und wandere aus), sondern sich ausreichend informieren und recherchieren. Ich meine hier eher kleine Projekte, in denen die einzigen Risiken die von Mr. Ernst erfundenen sind. Aber genau aus diesen kleinen Anfangsimpulsen kann sich irgendwann etwas Großes entwickeln!