Kein Plan überlebt die erste Feindberührung

“Kein Plan überlebt die erste Feindberührung!” Ein Zitat von Helmuth von Moltke (1800-1891) und da steckt nach meiner Erfahrung sehr viel Wahres darin. Man könnte auch sagen, dass der beste Plan die erste Berührung mit der Realität nicht standhält.

Wenn ich mein Leben so anschaue …. Ja, es ist schon interessant und selten wirklich vorhersehbar. Und die Planung erst … mit 67 Jahren gesund und fit in die Rente und die restlichen 43 Jahre mit der Familie zu genießen. Genial!

Wer kennt das nicht. Man plant heute, dass man in exakt 257 Tagen ein Picknick mit der Familie an der Nordsee machen will. Man sucht die Fahrtstrecke raus. Man überlegt sich genau, was zum Essen in den Korb kommt, wie zum Beispiel ein frisch gebackenes Brot, Wurst, Käse, Erdbeeren und weitere sehr leckere Sachen. Welche Decke nimmt man mit. In welcher Reihenfolge will man die ganzen Sachen essen und das in einem minutengenauen detaillierten Zeitplan. Ja, das ist doch ein guter Plan, oder? Naja, außer wenn genau an diesem Tag ein Unwetter kommt oder man steht im Stau oder eine Armee von Ameisen das mitgebrachte Essen annektieren möchten oder oder oder …. Ein doofer Plan oder wie Helmuth von Moltke sagte: „Kein Plan überlebt die erste Feindberührung!” – vor allem mit Ameisen beim Picknick.

Kommen wir wieder zurück. Wenn ich in meinem Leben zurückdenken, würde ich sagen, dass ich mein heutiges Leben so nicht geplant habe. Aber es ist sehr gut so wie es ist.

Natürlich habe ich Visionen und Ziele definiert, aber sehr anspruchsvolle Visionen / Ziele. Im Lean Management ist das der sogenannte Nordstern. Ein langfristiges Ziel das kaum realisierbar ist – zumindest denkt man das. Heute kann ich sagen, dass ich viele meiner Ziele erreicht habe, aber auch viele Ziele nicht erreichte. Entweder weil die Ziele sich geändert haben, nicht mehr erstrebenswert oder auch einfach zu ambitioniert waren (nach dem Motto: Ich arbeite an meiner zweiten Million, da aus der ersten nichts geworden ist). Anspruchsvolle Ziele sind für mich trotzdem sehr wichtig, um auch über mich hinauszuwachsen, auch wenn die Gefahr besteht, dass Ziele nicht erreicht werden. Routinen aufzubrechen, Neues zu versuchen und Experimente durchzuführen fasse ich als etwas Gutes auf. Ja, auch das Scheitern gehört dazu. Man glaubt immer, dass Fehler und Versagen etwas Schlimmes sind. Ich sehe es hier etwas anders. Durch Fehlern lernt man und man sollte daraus lernen.

Nach jedem Experiment gehe ich in mich und analysiere mein Vorgehen, die äußerlichen Einflüsse und die Resultate. Die negativen Aspekte aber auch vor allem die positiven Dinge werden aufgelistet. In der agilen Welt oder auch im Lean Management wird das Ganze auch unter einer Retrospektive eingeordnet. Was man nach meiner Meinung oft vergisst bzw. vernachlässigt, sind die Erfolge zu feiern. Die Stärken weiter zu stärken.

Lebensweg und die persönliche Retrospektive

Neben den ganzen Sachen mit dem neuen Zeug und Experimenten, bleiben in meinem Leben Routinen ein wichtiger Bestandteil, die mir unheimlich viel helfen und einen beständigen Rahmen für meine Experimente schaffen. Somit stehe ich unter der Woche jeden Tag pünktlich auf und gehe in die Arbeit. Freue mich wenn die Sonne scheint und mein Plan steht noch, mit 67 in Rente zugehen. Naja, außer die Politik beschließt, dass ich bis 72 arbeiten muss, dann hat mein Plan den Feindkontakt nicht überstanden.