Ich bin dann mal bei VUCA

Schöne neue komplexe Welt und warum wir uns ihr nicht entziehen können und das auch nicht sollten:

Schon mal das Akronym VUCA gehört? Bestimmt, stellt es doch die größte Herausforderung für die Unternehmensführung in der digitalen Welt dar.
Hach, gut zu wissen, soll sich doch die obere Managementebene damit rumschlagen und ich kann mich zurücklehnen und gucken, was passiert! Falsch gedacht, um VUCA kommen wir weder in der Arbeit noch im Privatleben herum. Darum bin ich überzeugt davon, dass es die falsche Strategie ist, den Kopf einzuziehen und abzuwarten, bis die VUCA-Wolke vorbeizieht:

Schauen wir nochmal kurz auf den Begriff VUCA – der Begriff schlechthin für die digitale Welt. (Wer sich tiefergreifender mit der Definition und Herkunft des Begriffes beschäftigen möchte, ist gut im Web aufgehoben, z.B. bei t3n )

V für Volatility

 

Das V steht für Volatilität: In einer globalisierten und digitalisierten Welt ist unsere gesamte Umwelt einem schnellen Wandel unterzogen. Disruptive Technologien stellen ganze Branchen auf dem Kopf, schnelle Reaktion auf Marktveränderungen werden zur lebensnotwendigen Kompetenz von Unternehmen.

 

U für Uncertainty

 

Das U steht für Unsicherheit. Planung wird zunehmend schwieriger, andere Unternehmen tauchen unerwartet aus der Seitenstraße auf und schnappen einem Konzern mit innovativen digitalen Geschäftsmodellen die Kunden weg.

 

C für Complexity

 

Das C steht für die Komplexität der neuen Welt. Probleme können nicht mehr durch strukturierte Planung und sorgfältig aufgebaute Projektorganisation mit Fachexperten gelöst werden. Es braucht interdisziplinäre Teams, die sich schnell in neue Themenfelder einarbeiten  und eingetretene Pfade (oft auch im Ausmaß von Autobahnen) verlassen können, um unkonventionell innovative Lösungen zu erarbeiten.

 

A für Ambiguity

 

Zum Glück müssen wir diesen Begriff nicht ständig aussprechen. Das A steht für die Vieldeutigkeit der äußeren Rahmenbedingungen in Ursache und Wirkung und dadurch einer schwierigen Prognostizierbarkeit. Ob ein Unternehmen mit einem neuen Produkt auf dem Markt Erfolg haben wird, ist schwer vorherzusehen – Testen und schnell verbessern ist die einzige Möglichkeit.

 

Das V kommt selten allein, es hat stets seine Freunde U, C, und A dabei. Dies ist auch der Grund, warum Unternehmen agiler werden müssen. Dass das Einführen von agilen Methoden alleine keine Lösung ist, sondern dass vor allem die richtige Einstellung (Mindset) auf allen Ebenen wichtig ist, ist noch viele viele Artikel wert, auf die ich hier noch nicht tiefer eingehen werde, aber wir sind auf der richtigen Spur:

VUCA hat nicht nur Auswirkungen auf die Unternehmensführung und in welche Richtung sie in Zukunft ihr Unternehmen lenkt, es verändert unsere Arbeitswelt nachhaltig. Entweder ich verändere mich mit oder ich bleibe die nächsten 10 Jahre geduckt unter der Wolke sitzen, nur um dann festzustellen, dass diese nicht vorbeigezogen ist und dass die Haltung darunter ganz schön unbequem ist.

Klar, ersterer Weg ist am Anfang schwieriger – alles ist unsicher und komplex, nichts bleibt so, wie es mal war – und wie es wird, kann auch keiner sagen. Aber wenn man mal auf der Wolke sitzt, dann kann die Aussicht auch richtig spannend sein. Von oben hat man zudem eine bessere Aussicht über einen weiten Radius der Möglichkeiten und egal wohin sich die Wolke bewegt, man hat zumindest vorher schon in alle Richtungen gesehen.

Unsicher und komplex, nichts bleibt so wie es ist? Ah, das höre ich doch nicht nur im Business, sogar meine Oma spricht davon! Japp, VUCA betrifft nicht nur Unternehmen sondern auch uns als Privatperson – eben auch weil wir Konsumenten der neuen digitalen Möglichkeiten sind. Genau, wir sind die Kunden, die von heute auf morgen einen Telefonanbieter oder eine Versicherung wechseln, weil es einfach ist und uns ein anderes Produkt mehr anspricht! Wir leben mitten in der VUCA-Welt und verändern uns als Konsumenten mit ihr ob unbewusst oder bewusst. Wir sind quasi einer der großen Unsicherheitsfaktoren mit dem Unternehmen umgehen müssen. Hier ducken wir uns ja auch nicht mit dem Gedanken „mit Smartphones beschäftige ich mich nicht, der Trend geht auch wieder vorbei“. Fast selbstverständlich fangen wir zum Streamen an – frei nach dem Motto Binge Watching (= mehre Serienfolgen am Stück schauen) statt Zapping (= mehrere Sendungen/Filme usw. gleichzeitig schauen).

Wem das alles dann doch zu schnell geht oder zu viele Anglizismen hat: Wir können uns viel von Business-Strategien für den Umgang mit der VUCA-Welt abschauen:

 

So komme ich privat in der VUCA-Welt klar
So komme ich privat in der VUCA-Welt klar

 

Bilde ein heterogenes Team und sehe dich als Teil davon – Sohn, Nichte, Schwiegermutter, Bruder, Nachbar: Ein Team das gut voneinander partizipieren kann, wenn es offen miteinander umgeht und auf die Eigenständigkeit der Teammitglieder baut. Warum nicht vom Sohn zeigen lassen, wie das neue Smartphone konfiguriert wird und die Nichte gibt eine Einführung in die aktuellen Kommunikationsmöglichkeiten und sozialen Netzwerke?

Kommuniziert ehrlich miteinander: Nur wenn ich eine Wissenslücke zugebe, kann mir geholfen werden, sonst nutzt mir mein Team nicht. Transparenz und gegenseitiges Vertrauen sind dabei das A und O. Die Smartphonebedienung kann nun z.B. an Oma weitergegeben werden, die so nun mit dem Team über einen Messenger kommunizieren kann (es hat keiner gesagt, dass es einfach wird!).

Interagiert mit anderen Teams: Die Vernetzung mit anderen Teams und deren Erfahrung ist wertvoll: Wie war das bei euch, als Oma plötzlich Emojis schicken musste? Wie lange hat es gedauert und wie habt ihr es ihr erklärt?

Alle Teammitglieder sind gleichberechtigt – Egal welches Alter, in der komplexen Welt braucht man ein unterschiedliches Team mit unterschiedlichen Erfahrungen, Wissen, Charakteren, um weiterzukommen. Oma wird sicherlich auf ihren 12-jährigen Enkel hören, wenn er ihr Smartphone updatet.

Aktiv informieren und Wissen teilen – Hier kommt die schlechte Nachricht: Informationen muss ich mir trotzdem holen und eine Strategie finden, um die richtigen Infos zur richtigen Zeit zu bekommen. Aber ich kann ja auf mein Team zurückgreifen, das mir hilft und mit dem ich mein neu erlangtes Wissen teilen werde.

Ändere deinen Wortschatz – Ab sofort gilt: Erst ausprobieren, dann Meinung bilden. Folgende Sätze sind dabei gestrichen:

  • „Das wird so nie funktionieren!“
  • „Früher wäre das nicht passiert!“
  • „Das braucht doch kein Mensch!“

Deine neuen Lieblingssätze:

  • „Spannend, wie du das siehst.“
  • „Interessant, das probiere ich mal aus und schaue, ob es für mich passt.“
  • „Wenn der altbewährte Weg nicht mehr funktioniert, dann müssen halt ein paar neue her.“

Höre nicht auf damit! Die VUCA-Welt wird bleiben. Aber wenn man ihr offen begegnet, dann erkennt man leichter die Chancen, die dadurch entstehen. Also halte nicht an deiner guten alten Komfortzone fest, deren Bestehen immer schwieriger und unbequemer werden wird, es lohnt sich!