Wie SCRUM dir dabei helfen kann, Neujahrsvorsätze durchzuziehen

Das Jahr ist nun knapp 3 Wochen jung und die Discounter-Prospekte preisen seitenweise Sportartikel und -klamotten an. Ein guter Zeitpunkt, um nochmal kritisch auf deine guten Neujahrsvorsätze zu schauen.

Der Neujahrsvorsatz an sich wird ja kontrovers diskutiert, denn natürlich stellt sich die Frage, warum gerade der 1. Januar hergenommen werden muss, um das Leben umzukrempeln??
– Und dann sind auch noch die Ansprüche so hoch, dass die Fitnessstudios spätestens Mitte Februar leer und verlassen zurückbleiben wie eine Festivalwiese nach dem Festival.

Klar kann man einen guten Vorsatz an jedem anderen Tag im Jahr starten (dann wäre auch das Fitnessstudio leerer), aber wenn der 1. Januar hilft, dann ist das aus meiner Sicht eine gute Sache. Genauso sollten die Ansprüche an ein Vorhaben hoch sein, damit mit man sich aus seiner Komfortzone herausbewegen muss.
Gründe für ein Scheitern können aus meiner Sicht vor allem die zwei folgenden sein:

  1. Das Vorhaben ist kein Herzenswunsch sondern erfolgt aus einem Gruppenzwang heraus oder ist die Folge eines suboptimalen Verhältnisses aus Kaloriendichte zu Bewegung während der Feiertage.
  2. Es gibt keinen Plan, wie das Vorhaben realisiert werden soll.

Der erste Punkt ist elementar. Wenn dein Vorhaben kein Herzenswunsch ist, dann fehlt dir dauerhaft die Motivation, dieses umzusetzen – zudem stellt sich die Frage, warum du etwas umsetzen willst, was du eigentlich gar nicht wirklich willst?
Für den zweiten Grund gibt es Abhilfe.
Ein Neujahrsvorsatz (oder Vorsatz allgemein) ist vielleicht anfangs noch ein schwer zu greifendes Ziel und unterliegt im Verlaufe des Jahres äußeren Einflüssen.
Ich werden mich nun einfach und undogmatisch einiger Elemente aus SCRUM bedienen ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

Worum geht es bei SCRUM im Kern? SCRUM ist eine agile Projektmanagement-Methode, um ein großes Softwarevorhaben in kleinen Schritten umzusetzen und im Zeitverlauf auf äußere Einflüsse und neue Ansprüche zu reagieren – also super geeignet für unseren Vorsatz.

Stellvertretend für alle Neujahrsvorsätze nehme ich das gute alte Mehrsportundgesünderernähren-Vorhaben her. Selbstverständlich könnt ihr dieses durch euren eigenen individuellen Vorsatz ersetzen.

  1. Nehme dir ein wenig Zeit und konkretisiere dein Vorhaben. Warum willst du dieses erreichen? z.B. mehr Sport: Geht es um die Fitness, willst du 5 kg abnehmen oder deine Rückenprobleme in den Griff bekommen?
  2. Schreibe dir eine Liste mit möglichen Schritten, die dir dabei helfen, deinem Ziel näher zu kommen. Geht es z.B. darum, fitter zu werden, könnten auf die Liste Punkte wie Treppe statt den Lift nehmen oder mit dem Fahrrad Einkaufen fahren gesetzt werden.
  3. Setze die Punkte auf der Liste in eine Reihenfolge. Womit möchtest du beginnen? Es empfiehlt sich natürlich, mit einem Schritt zu beginnen, der dir leicht fällt.
  4. Nehme den ersten Punkt auf der Liste und setze diesen um (dazu unten gleich mehr).

Diese Liste ist dein Backlog – darin sind alle Schritte vermerkt, die deinen Neujahrsvorsatz ein Stück weit umsetzen. Das Backlog kann jederzeit um neue Punkte erweitert werden. Genauso kannst du die Priorisierung noch laufend anpassen – einzige Regel: Wenn du mit einem Schritt gestartet hast, darfst du diesen nicht mehr ändern, sondern musst ihn durchziehen!

Nehme den ersten Schritt auf der Liste und setzte diesen in einem 14 Tage Sprint um. Am Ende schaust du, was in Zukunft besser gemacht werden kann und nimmst den nächsten Schritt aus deinem Backlog.

Nun zur Umsetzung:
Wie bei SCRUM teilst du dir deine Zeit in Sprints ein.
Als Zeitraum haben sich 14 Tage bzw. 4 Wochen bewährt. Dies ist die Zeitspanne, in der du einen Punkt aus deiner Liste konsequent umsetzt, bis er dir nicht mehr so schwer fällt und in deinem Tagesablauf etabliert ist.

Beginn des Sprints:
Zu Beginn des Sprints planst du den Schritt.
Natürlich ist die Umsetzung Immer die Treppe statt den Lift nehmen wesentlich simpler als ein komplexes Softwarefeature – aber dennoch kannst du dir überlegen, was dir helfen könnte, den Schritt umzusetzen, z.B. Durch Visualisierung oder indem du dir einen Erinnerungszettel an die Haustür klebst.

Daily:
Es macht Sinn, dass du jeden Tag – am Besten kurz nach dem Aufstehen – an deinen Schritt denkst und schaust, wie die Umsetzung klappt.

Ende des Sprints:
Am letzten der 14 Tage steht die Retrospektive an:
Schaue kritisch darauf, was du erreicht hast, welche Hindernisse dir noch im Weg stehen und wie du diese beseitigen kannst (z.B. dein innerer Schweinehund..)

Planung des nächsten Sprints:
Suche dir den nächsten Schritt heraus, den du konsequent umsetzen willst.

Dauer:
So lange, bis du der Meinung bist, du hast dein Vorhaben erreicht.
Es kann sein, dass sich im Verlaufe des Jahres dein Ziel ändert, vielleicht bist du im Juni schon so fit, dass du für einen Marathon trainieren willst ;-). Das ist ok, den letztendlich geht es um dein Vorhaben und das darf sich im Zeitverlauf verändern. Dazu ist dein Backlog da – die Liste, die du ständig ergänzen und umpriorisieren darfst.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von SCRUM ist die Zusammenarbeit im Team. Suche dir Mitstreiter und Verbündete. Bestimme z.B. eine dir nahestehende Person zu deinem persönlichen SCRUM-Master, die dir dabei hilft, objektiv und kontinuierlich zu hinterfragen, ob du deine Schritte wirklich umsetzt oder dich selbst beschummelst und welche Hindernisse aus dem Weg räumt (z.B. alle Süßigkeiten vor dir versteckt).

Jetzt musst du nur noch starten. Klar kannst du bis zum 1.Januar 2020 warten, aber das wäre doch schade, oder?

Übrigens kannst du deine Neujahresvorätze auch “lean” umsetzen – les hier mehr über den Nordstern.